Wenn die Bahn streikt

Ich schau mal nach... ja, ich habe auch eine böse Zunge. Und doch soll es hier gar nicht um die Zuverlässigkeit der Bahn gehen, sondern um den Streik.

Den Bahnkunden wird das ziemlich piepe sein, ob da gerade die Triebwagenpiloten, die Weichenakrobaten oder die Zugbegleitung streikt. Wenn nichts geht, geht nichts.

Diesmal streiken die LokführerInnen. Und ohne die fährt kein Zug. Das kann nerven. Keine Frage. Und wenn die mal nicht nur 12 Stunden streiken, sondern vielleicht auch eine Woche. Oder zwei. Dann nervt das nicht nur, dann tut das weh.

Das tut der Berufspendlergesellschaft weh, den Autobahnstauprofis und Fridays for Future auch. Und die 49-Euro-Abonenten sind sicher auch nicht amused.

Wer jetzt aber, die geballte Faust in der Tasche, lautstark über Egoismus und Unverfrorenheit der EisenbahnlenkerInnen flucht, möchte bitte kurz innehalten.

Natürlich streiken die für ihren eigenen Geldbeutel. In ihren Geldbeuteln mag nämlich genau so Flaute herrschen, wie in der faustgefüllten Hosentasche.

Nach Corona und Kriegsinflation ist es nur allzu verständlich, dass der Ruf nach Ausgleich laut und lauter wird. Und jetzt ist der Ruf in Fern- und Nahverkehr sehr laut.

Morgen vielleicht im kinderpädagogischen Sektor. Übermorgen bei den Entsorgungsbetrieben, im Stahlgewerbe und wo noch immer. So lange Löhne und Gehälter nicht von ganz alleine auf angemessene Höhen steigt, wird das Spiel der Tarifrunden von Streiks begleitet sein.

Auf die eine oder andere Weise profitieren alle, die sich in lohnabhängiger Beschäftigung befinden. Auch du. Auch der mit der Faust in der Tasche.

Zuletzt möchte ich noch anmerken, dass gerade dieser Streik ein Fass erneut auf macht, dass über Jahre als versiegt gegolten hat: Die 35 Stunden Woche. Nachdem in letzter Zeit gerne mal darüber nachgedacht wird, ob nicht vier Tage Arbeit die Woche gescheit sei, ist das ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.