Abt.: Freies Assoziieren
Von Dingen und Undingen
Es gibt Tage, da lasse ich meinen Gedanken einfach mal freuen Lauf. Ich staune oft, was dabei passiert. Verlassen mich meine Gedanken über den Mund, dann staunen da auch andere Leute. Verlassen mich meine Gedanken in Wort und Schrift... aber lest selbst.
Land und Leute
Als irgendwann die Kontinente entstanden sind - also die Kontinente, die wir so kennen - da ist Land einfach so mit entstanden. Kontinent und Land, das gehört einfach ganz eng zusammen. Da hatte niemand - und da werden sich jetzt viele AnhängerInnen verschiedener Religionen etwas auf den Schlips getreten fühlen - seine Hand mit bei. Das war reine Physik. Da war dann schon nicht mal mehr Chemie dabei.
Das Land war dann eben einfach mal da. Und das Land war einfach da und harrte der Dinge, die da kommen wollten. Blieb ihm ja auch nichts anderes Übrig, dem Land. So ein Land als solches ist ja auch sehr genügsam. Das will weder gekrault, noch frisiert werden. Und wenn das doch passiert, dann ist das dem Land auch egal.
Irgendwann sind dann - so sagen es die Eingeweihten - Wesen aus dem Wasser gekrabbelt und haben es sich an Land gemütlich oder auch gegenseitig ungemütlich gemacht.
Vor allem haben sie es sich gegenseitig ungemütlich gemacht. Weil darin hatten sie schon Erfahrung, das hatte auch im Wasser über Jahrmillionen schon ganz gut geklappt.
Worauf man sich bereits im Wasser geeinigt hatte, dass führte man an Land ganz einfach fort: Mitglieder der eigenen Familie werden nicht gefressen, nicht gegrillt und ganz einfach auch nicht umgebracht.
Das lief insgesamt ganz gut. Heute sagt man dazu landläufig Nahrungskette. Da knabbert zwar jedes nachfolgende Glied am vorausgegangenen, nicht aber an sich selbst.
Ach du meine Güte, Nahrungskette, was eine Metapher. Wissen wir doch alle, eine Kette ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied. Eine Nahrungskette in der das jeweils stärkere Glied das nächst schwächere in den Kochtopf schmeisst, die würde keine zwei Wochen überleben.
Protest und Kopfschmerzen
Ich protestiere auf's Energischste. Ich bin dagegen und bringe das auch zum Ausdruck. Das was ihr da macht, was ihr entscheidet, in unserem Namen abstimmt und unterschreibt, das ist Mist, das ist falsch, das geht in die falsche Richtung.
Ich darf das. Ich darf das sagen. Ich darf protestieren. Auch auf's Energischste. Ich darf auch sauer sein und Kopfschütteln. Das darf ich auch. Bis ich vom Sauersein Magengeschwüre bekomme. Bis ich vom Kopfschütteln Kopfweh bekomme.
Und dann sehe ich in den Nachrichten, was interessieren meine Kopfschmerzen, meine Magengeschwüre. Das ist ein Thema für das Gesundheitssystem.
Meine Kopfschmerzen gehen aber nicht weg. Nicht mit Aspirin. Mit jeder Fehlentscheidung in den Parlamenten werden sie heftiger.
Vielleicht setze ich mich mal auf die Straße. Oder gehe auf eine Demo. Und da sage ich dann laut:
Diese Kopfschmerzen, die ich habe und die ihr auch habt. Da hilft kein Aspirin. Da muss was passieren. Und alle nicken. Gerade so, als hätten sie keine Kopfschmerzen. Da nicken die Passanten. Da nickt die Presse. Da nickt es aus dem Fernseher. Da ändert sich nichts.
Vielleicht werden die Kopfschmerzen besser, wenn ich mich irgendwo festklebe. An Bildern mit Superkleber. Oder im Baumhaus über Lützerath.
Werden sie nicht. Weil denen, die meine Kopfschmerzen verursachen das vollkommen egal ist. Weil da gibt es Sachzwänge. Da gibt es Interessen. Das ist für die Gesellschaft eben wichtig.
KI-Chatbots
"Brauchen wir für KI-Chatbots eine neue Medienkompetenz?" ... Puh, eine große Frage die ihr da stellt(3).
Die Antwort ist eigentlich ganz klar: Ja! Unbedingt!
Aber diese klare Antwort ist nicht so ganz ohne und vor allem nicht so einfach. Im Großen und Ganzen ist unsere Gesellschaft in Sachen Medienkompetenz irgendwo zwischen Gutenberg und "Bild Zeitung". Währen die Medien in der Zeit etwa die Entwicklung von Feuerstein zu Mondrakete zurückgelegt haben.
Das hat sehr viel mit Märchen, und wie wir damit umgehen, zu tun. Gutenberg ist unter anderem bekannt dafür, das Märchenbuch "Bibel" für alle (die lesen konnten) verfügbar gemacht zu haben. Die "Bild Zeitung" ist dafür bekannt, Märchen zu aktuellen Begebenheiten zu erzählen. Und die KIs erfinden Märchen, die sie sich aus den Informationen zusammen klauben, die ihnen eingegeben wurden.
Das einfach gestrickte Gemüt ist geneigt, die Märchen zu glauben. Das hinterfragt nicht, das brabbelt nach, das handelt entsprechend. Das ist betrüblich und schlimm. Das ist aber auch Realität.
Der kritische Geist fängt an zu hinterfragen und stellt ganz schnell Diskrepanzen zwischen Märchen und dem eigenen Erleben fest. Da steht nämlich kein Gelähmter auf(1). Und da wird weder aus Wasser Wein, noch aus einem Picknickkorb ein Mahl für 5000(2). Und es stimmt auch nicht, alles was in der "Bild Zeitung" steht. Tatsächlich stimmt da sogar nur recht wenig. Das Datum vielleicht. Und vielleicht auch das Impressum. Aber sonst...
Bei Bibel und "Bild Zeitung" ist es heute recht einfach zu recherchieren, was ist richtig, was ist falsch.
So eine KI, die ist ein bisschen kleverer. Der stehen genug Quellen zur Verfügung. Die zieht dich über den Tisch ohne dass du es merkst. Und, was noch viel entscheidender ist, ohne dass du es nachprüfen kannst.
Ja, da ist unbedingt eine neue Medienkompetenz nötig.
(1) [bibleserver.com]: Lukas 5,17-26
(2) [Crass]: The Feeding Of The 5,000
(3) [1e9.community]: Brauchen wir für KI-Chatbots eine neue Medienkompetenz?