Abt.: Shoppingqueen
Temu? What'n Scheiß
Ihr kennt temu? Ihr kennt auch Alibaba? Amazon? Und die Billigklamotten bei Kik kennt ihr auch? Dann seid ihr hier richtig.
Tatsächlich fällt es mir ein wenig schwer, einen Artikel über temu zu schreiben. Immerhin bin ich bekennender temu Kunde. Und wenn ihr sagt, ihr habt mit temu nichts am Hut... falsch, denn ich beziehe die eine oder andere Requisite für die Bilder, die euch hier erfreuen, von temu.
Jetzt weiß ich noch nicht viel von temu. Obwohl... ich glaube ich weiß von temu inzwischen mehr, als vom Supermarkt an der Ecke. Und tatsächlich kratzt das an meinem Gewissen und sollte an all den anderen Gewissen, die dort einkaufen, ebenso kratzen.
Und zwar deshalb:
temu beutet aus
temu scheißt auf die Umwelt
temu verschleudert Schrott
temu beutet aus
Und das kommt so: Bei temu gibt es Dinge zu bestellen, die sind so verdammt günstig, dass sie immer noch günstig wären, wenn diese Dinge nicht einmal funktionierten. Und diese Dinge werden in beachtlicher Geschwindigkeit aus dem Chinesischen Hinterland in das Deutsche Hinterland geliefert. Wenn die Dinge dann tatsächlich nicht funktionieren oder zu groß, zu klein, zu was auch immer sind, dann packt man die zurück in die Liefertüte und liefert sie zurück.
Und weil das so ist, ist da auch ein Haken dran. Oder zwei.
Der eine Haken wäre etwa, dass eine Näherin, die ein Kasperl-Shirt für € 7,55 zusammen dengelt mit Sicherheit noch nie etwas von Mindestlohn und Sozialversicherung gehört hat.
Oder so: Während wir uns hier einen Kopf um gerechte Standards und Lieferkettengedöhns machen, sagt temu "eins geschissen, wir unterliegen keinen EU Standards" und macht dort fröhlich weiter, wo sich europäische oder amerikanische Firmen bereits eine blutige Nase geholt haben.
Wenn Apple nämlich zugeben muss, dass eine Produktionshalle eingestürzt ist oder MitarbeiterInnen reihenweise Selbstmord begehen, dann schlagen die Wellen hoch und Apple muss aktiv werden, um den Imageschaden einzugrenzen.
temu hingegen muss nicht einmal einen Imageschaden befürchten. Weil temu zum einen kein Image hat und zum anderen... einfach billig ist.
Belegen kann ich das nicht. Zumindest hat meine Recherche keine stichhaltigen Beweise zutage gefördert. Nachdenklich stimmt es mich dennoch.
temu scheißt auf die Umwelt
Egal, ob es um die Rohstoffe, die Produktion oder den Versand geht, würden nur an einem dieser Eckpunkte umweltverträgliche Standards eingehalten, die Preise wären nicht mehr konkurrenzfähig.
Auch hier greifen die Standards nicht, der die hiesige Wirtschaft unterliegt.
Lieferung und Rücksendung, einmal um die halbe Welt, hinterlassen einen CO2 Fußabdruck, der sich gewaschen hat. Und wenn die Retouren gar nicht zurück transportiert, sondern direkt im Müll landen... nachhaltig ist das nicht.
Belegen kann ich das nicht. Zumindest hat meine Recherche keine stichhaltigen Beweise zutage gefördert. Nachdenklich stimmt es mich dennoch.
temu verschleudert Schrott
Wer schon mal eine mehrteilige Bestellung bei temu aufgegeben hat, weiß, dass er eine Wundertüte erhält. Das Schneidebrett ist zerbrochen. Die Gewürzmühle sieht schick aus, mahlt aber nicht. Das Hemd ist nach unten hin zwar lang, dafür sind die Ärmel für Kinder. Die Emailleschilder sind nicht lesbar. Und der Gyro Twister ist eine billige Kopie und schlicht kaputt.
Wer bei diesen Preisen ernsthaft hochqualitative Markenware erwartet, glaubt auch den Weihnachtsmann.
Belegen kann ich das nicht... Stopp, doch, das kann ich belegen, weil die besagte Wundertüte die meine ist.
[deutschlandfunk.de]: Temu, Shein & Co: Muss die Billigware aus China begrenzt werden?