Abt.: Schöne neue Mobilität

Strecken, die man gar nicht fahren mag


Selbstfahrende Autos eröffnen ja so einige interessante Szenarien, über die man sich meist keine Gedanken macht.

Im allgemeinen denkt man bei selbstfahrenden Autos an so Sachen wie, auf der Fahrt in den Urlaub entspannt mit den Kindern Monopoli spielen. Oder auf dem Weg zur Arbeit bereits an einem ersten, entspannten Onlinemeeting teilnehmen. Vielleicht auch, sich besoffen aus der Kneipe heimfahren lassen.

So ein autonomer PKW stösst jedoch weit mehr Türen in eine neue Mobilität auf, als man sich gemeinhin vorzustellen wagt.

So kann man etwa sein Auto Strecken fahren lassen, die man selbst nicht fahren mag. Ähnlich wie früher der Videorecorder, der sich Filme angesehen hat, die man selbst nicht sehen wollte.

Man kann sein Auto zum Beispiel in den Osterstau Richtung Österreich stellen, während man selbst etwa in den Tierpark geht. Ja, das hätte Charme.

Oder die Parkplatzsuche. Wer möchte schon stundenlang um den Block fahren, bis sich vielleicht doch eine Parklücke auf tut. Das kann das Auto dann alleine machen. Zur Not auch die ganze Nacht. Auch zusammen mit dem Auto der Nachbarn. Und den Autos der Nachbarn von den Nachbarn.

Natürlich kann man sein Auto auch zu einem entfernten Parkplatz schicken. Zum Beispiel zu einem Park and Ride Platz vor den Toren der Stadt. Das Auto kann dann morgens wieder rechtzeitig vor der Haustür stehen.

Damit lässt sich so ein Stossverkehr auch etwas entzerren. Oder besser gesagt in die Länge ziehen. Da gibt es dann zusätzlich zum Stau auf dem Weg zur Arbeit noch einen entspannten Stau der Autos, die sich selbst einen Parkplatz suchen.

Und ja, mit ein wenig Phantasie lässt sich der morgendliche Verkehr noch um ein vielfaches steigern. Erst fährt das Auto den kleinen zum Kindergarten. Dann holt das Auto die Tochter ab und bringt sie zur Schule. Dann die Mama ins Büro und dann den Papa. Da sind locker drei Leerfahrten drin.

Will der Kleine abends nicht schlafen, kann man den Spross vom Auto in den Schlaf wiegen... 'tschuldigung, fahren lassen. Anschließend holt der Wagen die Tochter von der Party ab.

Es wird ja gerne bemäkelt, dass viele, nein eigentlich alle Autos die meiste Zeit ihres Daseins ungenutzt irgendwo herum stehen. Das hätte ein Ende. Ein selbstfahrendes Auto kann beinahe rund um die Uhr in Bewegung gehalten werden.

Vernetzt man schließlich die autonomen Fahrzeuge mit autonomen Verkehrsleitsystemen, dann wäre ein steter, reibungsloser, nie abreissender Verkehrsfluss gewährleistet.

Was in dieser schönen neuen Welt am meisten stört? Der Mensch natürlich. Diese eigenwilligen Individuen, egal ob zu Fuß oder mit dem Rad, lassen sich nicht in die allgemeine Automatisierung überführen.