Abt.: Umverteilung

Provision und Contravision

Die einen sagen, verbietet die Provisionen, die anderen halten an ihnen fest. Die einen sagen, Provisionen verhindern Wohlstand. Die anderen halten an ihnen fest. Ich muss das mal für mich sortieren.

Insbesondere geht es um Provisionen im Finanzsektor. Ich denke aber, es ist ziemlich egal, in welchem Sektor Provisionen anfallen. Das Prinzip ist immer das gleiche.

Ein Unternehmen - egal, ob das nun ein Zeitschriftenverlag, ein Möbelhaus oder ein Finanzinstitut ist - möchte Gewinne einfahren. Um Gewinne einzufahren muss verkauft werden und je mehr verkauft wird, desto größer die Gewinne. So sieht es die kapitalistische Ordnung vor.

Um zu Verkaufen braucht es VerkäuferInnen. Bezahlt man die schlecht, werden sie schlecht verkaufen. Bezahlt man sie gut, werden sie gut verkaufen. Zahlt man ihnen Provisionen, sie würden ihre Großmütter verkaufen. So sieht es die menschliche Gier vor.

Provisionen kitzeln also das Schlechteste im Menschen hervor. Zugunsten des eigenen Kontos sind VerkäuferInnen bereit, KundInnen alles anzudrehen. Ob sie das nun brauchen oder auch nicht. Hauptsache Provision.

Im Finanzsektor sagt man zu den VerkäuferInnen gerne beschönigend BeraterInnen. Das hört sich irgendwie besser an, seriöser. Da werden KundInnen beraten. Da wird nicht einfach verkauft. Und die Beratung berät dann, was am Besten passt. Dass das Beste gerne das mit der größten Provision ist, das muss ja niemand erfahren. Von BeraterInnen fühlt man sich weniger über den Tisch gezogen.

Wenn es im Beratungsbüro dann noch Kaffee und Schnittchen gibt, vielleicht Kekse dazu, dann schafft das Vertrauen. Schnell ist dann auch ein Riestervertrag unterzeichnet, weil man nicht so genau hingesehen hat. Die Raten der ersten Jahre gehen nämlich erst einmal für Provisionen und Verwaltungsgebühren drauf.

FinanzberaterInnen sind keine SozialarbeiterInnen. Ihr Job besteht nicht darin, ihrem Klientel zu einem besseren Leben zu verhelfen. Ihr Job ist es, dem Finanzinstitut möglichst viele Finanzen zuzuführen.

Dabei - und das können sicher alle nachvollziehen - steigt weder der Wohlstand der KundInnen, noch der der Gesellschaft. Dabei wird vor allem Geld von unten nach oben geschaufelt.

Und weil die Deutsche Politik - inklusive der SPD - penibel darauf bedacht ist, die Umverteilung von unten nach oben nicht anzutasten, legt Deutschland sein Veto ein, wenn die EU Provisionen im Sinne der Bevölkerung verbieten will.

Natürlich sagt die SPD das nicht so. Die SPD sagt, dann würden 300.000 BeraterInnen arbeitslos. In Zeiten, wo allerorten händeringend nach Fachkräften gesucht wird, möchte man der SPD und auch der FDP und natürlich auch den BeraterInnen zurufen: Umschulen. Wenn die schon nicht gescheites gelernt haben, dann gebt ihnen doch eine zweite Chance.

Vielleicht ist das aber nicht so einfach. Denn wer es zu seinem Lebens- oder zumindest Arbeitsinhalt gemacht hat, andere über den Tisch zu ziehen, ist nicht so leicht zu resozialisieren. Ein Praktikum bei der Schuldenberatung, das könnte ein Anfang sein.

Wenn ich laut denke, dann kommt da oft Unsinn bei raus. Zum Beispiel dieser: Wenn nun FinanzberaterInnen ihre Provision nicht vom Geldinstitut, sondern vom Klientel bekämen. Abhängig vom Ertrag des verkauften Produktes. Wenn diese Leute also je mehr verdienten, je mehr Rendite für die KäuferInnen drin ist. Aber nein, dabei würden dann ja Banken und Versicherungen leiden.