Isländisch auftischen

Plokkfiskur

Wenn man die Augen zu macht und sich vorzustellen versucht, was denn ein typisch Isländisches Gericht sein könnte, dann... hm... was lässt sich denn aus Schnee und kochendem Geysirwasser zubereiten?

Da mag einem Hallgrimmur Helgasons Idee vom Flechtenschleim gar nicht mal so abwegig erscheinen.

Ja natürlich, irgendwas mit Fisch. Neben Schnee und Geysiren hat Island jede Menge Küste und wo Küste da auch Fisch. Von Hákarl weiß die Literatur zu berichten. Von fermentiertem Hai. Sicher bin ich bereit Hákarl einmal zu probieren. Sicher bin ich mir aber auch, mit Hákarl hierzulande keinen Stich zu machen. Etwas gefälliger möchte die Bayerische Zunge umschmeichelt werden.

Da lesen sich die Zutaten zu Plokkfiskur eingängiger. Kabeljau, Kartoffeln, Zwiebeln. Das kenne ich. Das bekommt man hier im Supermarkt.

700g Kabeljau
300g Kartoffeln (nach Möglichkeit mehlig kochende)
2 Zwiebeln
1 Esslöffel Mehl
2 Esslöffel Butter
1 Glas Milch (mehr oder weniger)
Pfeffer & Salz

Der Kabeljau muss vorab gekocht und kleingezupft werden. Wird der Fisch etwas länger gekocht, fällt er von allein auseinander und man spart sich das Zupfen.
Kartoffeln schälen und kochen. Ganz so, als möchte man Kartoffelbrei machen.
Die Zwiebeln kleinschnibbeln und in der Butter glasig braten. Das Mehl unterrühren.
Die Kartoffeln hinzu geben und mit dem Kartoffelstampfer stampfen.
Den Fisch und die Milch dazu (Milch so viel, bis die Konsistenz passt) und mit Pfeffer und Salz abschmecken.

Ich hätte gerne Rúgbrauð dazu gereicht. In Anbetracht der Umstände, dass das Brot 6 bis 12 Stunden bei niedriger Temperatur garen muss und die Gäste bereits für in zwei Stunden geladen waren, habe ich dann doch zum heimischen Roggenbrot vom Bäcker zurück gegriffen. Dazu gesalzene Butter.

Dazu gereicht hätte ich gerne Brennivín, habe ich aber selbst in sonst recht gut sortierten Spirituosenabteilungen nicht gefunden. Muss eben Aquavit her halten. Geht ja auch.

Der Rest, nachdem sich drei Leute über den Plokkfiskur her gemacht haben.

Plokkfiskur lässt sich, wenn man möchte, in mannigfaltiger Weise aufpeppen. Mit Käse oder Semmelbröseln gratinieren. Mit Schnittlauch bestreuen. Gebratenen Lauch untermischen. Ach, der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.
In Portugal zum Beispiel nimmt man Bacalhau dazu und frittiert den Plokkfiskur in kleinen Nockerln. Dann sagt man Pastéis de Bacalhau dazu und hat ein portugiesisches Nationalgericht. Naja, zumindest so ähnlich.

Nebenbei lernt man auch ein bisschen über den Unterschied zwischen Seelachs und Lachsforelle.
Seelachs ist weiß, vielleicht mit einem zarten rosa-Ton. Lachsforelle eher kräftig rot.