Abt.: Hass

Nasrallah - Fast ein Nachruf

Ein jeder Mensch wird in seine Zeit geboren. Das ist so und daran lässt sich nicht rütteln. Und alle Menschen außen herum werden ebenfalls in ihre Zeit geboren.

Wenn ihre Zeit und meine Zeit zufällig die selbe ist, dann muss man lernen, gemeinsam irgendwie zu recht zu kommen. Mit manchen geht das ganz gut. Mit anderen ist es etwas schwieriger. Manche kann man hinter sich lassen und mit der Zeit vergessen - die ungeliebten Lehrer zum Beispiel oder den verflossenen Lebensabschnittsbegleiter - andere kleben am Schuh wie Scheiße. Die wird man nicht los. Die müssen erst sterben.

Dieser Hassan Nasrallah war so einer. Ein von Hass zerfressener alter weißer Mann, den man ganz gerne nie kennen gelernt hätte. Einer, der permanent und global für schlechte Laune gesorgt hat. Dem Frieden zuwider und jegliche Menschlichkeit fremd war. Auch wenn er einem liebenswerten Großvater glich, seine Sprache war der Hass. Seine Worte Worte des Verderbens.

Er hat sein Volk verachtet. Er hat Israel verachtet. Er hat die Weltgemeinschaft verachtet. Er hat selbst seine Religion verachtet. Denn seine Religion ruft nicht zu Hass und Gewalt auf. Keine Religion schätzt das Leben so gering wie er.

Manchmal träume ich davon, eine Zeitmaschine zu erfinden. Eine Zeitmaschine, mit der alle Schlächter und Menschenschinder aus der Geschichte zusammen und mit einem Mal in eine Zeit geschickt werden können, in der sie ihren Zeitgenossen nicht mehr auf den Sack gehen. Irgendwo ins Mittelalter zum Beispiel. Die Pest tobt, die Menschen bringen sich gegenseitig um. Wegen Religion oder Nahrung, ganz egal. Oder zu den Sauriern, dann erledigen die Saurier das.

Und zu allen anderen Zeiten können sich die Menschen um die schönen Dinge im Leben kümmern. Ohne von Hassern gestört zu werden. Und wer hasst, schwupps, ab ins Mittelalter, wo Hass und Pest und Religionen wüten.

Weil ich das mit der Zeitmaschine aber noch nicht hin bekommen habe, müssen wir irgendwie mit all diesen Hassern zurecht kommen.

Jetzt gibt es einen Hasser weniger. Nein, ich weine diesem Menschen keine Träne nach. Und ich werde ihm auch keine Worte der Versöhnung schreiben. Ich werde mich einfach daran freuen, dass es einen Hasser weniger gibt, mit dem ich die Zeit teilen muss.

Jetzt ist den Menschen im Libanon die Möglichkeit gegeben, neu anzufangen. Sie haben die vielleicht einmalige Chance, die Hisbollah aus ihrer Mitte zu entfernen und eine friedliche Gesellschaft auf zu bauen. Vielleicht in Frieden mit den Nachbarn.

Sie haben aber auch die Möglichkeit sich voller Hass auf Nasrallahs Spuren zu begeben und weitere Generationen in Unglück und Unzufriedenheit zu stürzen.

Ich wünsche ihnen Stärke, sich richtig zu entscheiden.