Abt.: Heimleuchten
Kleine Taschenlampe brenn
Nazis mit Taschenlampen, Grabkerzen und Lichterketten das Fürchten lehren. Eine niedliche Idee. Und doch habe ich mitgeleuchtet.
200.000 auf der Leopoldstraße, 100.000 im Lichtermeer. Das sind schon Zahlen, die sich sehen lassen können. Besonders für das recht bräsige München. Auf die Straße gehen die Münchner für gewöhnlich zum Shopping. Oder flanieren durch die Parkanlagen. Für ihre Rechte oder gegen Krieg, Klimawandel und Nazis zu demonstrieren, das stört sie in ihrer Ruhe.
Also wie gesagt, das sind beachtliche Zahlen. Ich hätte nicht gedacht, dass sich kurz hintereinander so viele Menschen mobilisieren lassen. Ich bin beeindruckt.
Jetzt ist dann aber wieder gut, ja?! Ich möchte mir nicht jedes zweite Wochenende von den Nazis versauen lassen.
Warum ich keinen Bock mehr habe, gegen Nazis zu demonstrieren? Das kann ich euch schon sagen. Zum einen werden diese Demos keinen Nazi vom Nazisein befreien. Und zum anderen ist mir nicht ersichtlich, welche Ziele damit erreicht werden sollen.
Ist es doch so, dass wärend auf den Straßen Zeichen um Zeichen gesetzt werden, gleichzeitig die Fressen der AfD durch die Talkshows der Öffentlich Rechtlichen irrlichtern.
Ein kleiner Auszug der wenigstens 90 Organisationen, Vereine und Firmen, die zum Lichtermeer aufgerufen haben:
München ist bunt, Lichterkette, Fridays for Future, Bellevue di Monaco, von Sportvereinen wie Alpenverein, FC Bayern und TSV 1860, städtischer Theater und der größten Arbeitgeber in München, BMW, MAN und Siemens
Währen sich also ein illuster Querschnitt der Gesellschaft - und wahrlich nicht nur irgendwie linken Antifaschisten - gegen Rassismus und AfD solidarisiert, geht eine gesellschaftliche Gruppe recht deutlich auf Abstand: Die CSU.
Erst vor wenigen Tagen hat Luisa Neubauer in einem BR-Interview versucht, die Union in diffamierender Weise in die Nähe der AfD zu rücken. Das ist für mich inakzeptabel.
Das ist nicht weiter verwunderlich. Stimmt doch die Union schon mal mit der AfD gegen bürgerliche Regierungen. Bedienen sich doch die Unions Granden gerne Thematisch und in der Wortwahl an der AfD Vorlage.
Schliesslich ist es die CSU und deren Schwesterpartei CDU, die ein prinzipielles Problem haben, sich klar gegen rechts abzugrenzen.
Doch anstatt nun und erst recht im Brustton der Überzeugung ein klares Statement gegen die AfD zu setzen, grenzt sich die CSU lieber von der Zivilgesellschaft ab.
Folgerichtig pickt sie sich aus dem breiten Spektrum der Veranstalter, den einen heraus, der der CSU genau das vorwirft, was auch so in den Zeitungen zu lesen ist.
Man mag der CSU entgegenrufen, könnt ihr die Geschichtsbücher nicht lesen? Oder versteht ihr nicht, was dort geschrieben steht. Wer mit Nazis anbandelt, sie toleriert oder versucht zu umarmen, der geht genau so unweigerlich zu Grunde, wie die, die sich laut und klar gegen die Menschenverachtende Ideologie stellen.
(1) [sueddeutsche.de]: 90 Organisationen unterstützen "Lichtermeer"-Demo