Wer? Wann? Wo?
Infektionsumfeld
Seit Wochen, nein eigentlich seit Monaten frage ich mich, ob es nicht irgendwelche Informationen darüber gibt, wo sich die Menschen mit Corona infizieren. Das kann doch nicht sein, dass diese Information nirgends erfasst wird.
Anfang des Jahres berichtete die Presse lauthals und in schrillsten Farben über jeden einzelnen Hotspot. Ischgl, Webasto, Alten- und Pflegeheime, Schlachthöfe. Man konnte also recht sicher sein, dass man sich nicht in akuter Ansteckungsgefahr befand, wenn man diese Orte nicht aufsuchte.
Schnell jedoch vermisste ich weiterführende Informationen. Konnten die Hotspots isoliert und eingedämmt werden? Oder verbreitete sich Corona über diese Hotspots hinaus? Der Presse war nichts zu entnehmen. Und ich zu faul, mich auf den beschwerlichen Weg durch Archive, Statistiken und Fachaufsätze zu machen.
Von Hotspots ist schon länger nicht mehr die Rede. Vielleicht, weil sich damit keine Klicks mehr machen lassen? Wieder ein Heim, wieder ein Schlachthof und bei Tönnies schon zum zweiten mal. Gähn. Das will niemand mehr lesen. Vielleicht aber auch, weil Hotspots bei der aktuellen Infektionsentwicklung keine wesentliche Rolle mehr spielen.
Die Krankheit hat sich klammheimlich aus den Schlagzeilen und den Sondersendungen davon geschlichen. Hinaus auf die Straße. Aber wo genau ist der Virus denn anzutreffen? In der U-Bahn? Im Büro? Auf Partys oder in Kneipen? In der Fußballarena oder im Konzertsaal?
Nun ist der Virus wieder zurück in den Schlagzeilen. Weil er keinen Respekt vor Politik und Prominenz hat. Er befällt Präsidenten, Minister und Fußballer genau so, wie den Kollegen vom Nachbartisch. Und der Virus hat sich auf der Straße breit gemacht. Oder eben nicht auf der Straße. Vielleicht in den Kneipen und Kinos. Oder eben vielleicht auch nicht.
Sollte ich mich besser morgens vom überfüllten Bus fern halten? Vor der Arbeit im Büro? Besser nicht mehr einkaufen gehen? Keine Currywurst mehr in der Kneipe am Eck? Keine Zahlen dazu. Nirgends.
Nirgends? Jetzt endlich bin ich auf eine Grafik vom Robert Koch Institut gestossen, die das Infektionsumfeld von Beginn der Pandemie bis in den Oktober hinein skizziert. Grob, aber immerhin.
Tatsächlich musste ich recht staunen, als ich die Verteilung der Infektionen gesehen habe. Besonders jetzt, wo ein erneuter Lockdown beschlossen worden ist. Ich habe Frau Merkel gelauscht. Echte Besorgnis war ihrer Stimme zu entnehmen. Klare Kante ihren Worten. Kneipen zu. Hotels zu. Nix Konzerte. Nix Feiern.
Die Grafik spricht eine andere Sprache. Speisestätten - und dazu gehören für mich ganz klar Kneipen - und Übernachtungen - also Hotels - fallen bei der Verbreitung von Corona kaum ins Gewicht. Ganz blöd ist der private Haushalt und der Arbeitsplatz. Bin mir da gerade nicht so sicher, ob die beschlossenen Lockdown Massnahmen so zielführend sind.
Quelle: Robert Koch Institut