Der Kopf steckt hinter alledem

Ich, Geist

Ich soll jetzt also was über mich sagen? Weil das irgend wen interessiert? Das soll ich glauben?

Also gut. Ich werde oft gefragt, wie ich zu meinem Namen komme.

Der Name "Geist", also Geist wie Gespenst, kommt aus meiner Gruftiezeit... ach Quatsch, war ja nie ein Gruftie.

Eher so methaphysisch also. Inhaltsschwanger und philosophisch. Wär schön, sich mit sowas zu schmücken. Ist aber Unsinn.

Dann vielleicht religiös. So heiliger Geist und Dreifaltigkeit und so Sachen? Daraus ließe sich sicher was drehen. Gehört aber auch in das Reich der Sagen und Märchen.

Geisterbahn

Die Realität ist oft so banal. Nämlich folgendermaßen hat es sich zugetragen:

Schulischerweis war ein Basketballspiel angesetzt. Und lehrbuchmäßig waren wir bemüht, den Ball vorbildlich dem Korb näher zu bringen. Also beide Hände am Ball, Ball über dem Kopf und schwupps Richtung Korb. Auch unser Klassensprecher versuchte sich bei dieser Übung. Nur mit dem "schwupps" klappte es nicht. Ich hatte meine Hand auf den Ball gelegt und nichts ging mehr. Der arme Kerl blickte unter dem Ball hervor und stammelte: "Du hast ja Geisterbahnarme...". Wie soll ich sagen, das "Geist" ist dann irgendwie geblieben. Ich hab mich nicht sonderlich dagegen gewehrt und so werde ich auch heute noch gern so gerufen.

Mein beruflicher Werdegang? Geht ja eigentlich niemanden was an. Weil er aber so schön Anekdotenreich daher kommt, soll hier ein kleiner Einblick ins Nähkästchen gewährt werden.

Glockenbachwerkstatt

In früher Jugend ziellos durch die Schluchten der Stadt streifend fand ich in den 1980er Jahren mein Wohnzimmer in der Glockenbachwerkstatt. Was ganz harmlos als geselliger Kneipenabend begann, sollte das Gesicht der Glockenbachwerkstatt über knapp 14 Jahre hinweg prägen.

Hier stand ich zum ersten Mal auf der Bühne und hier habe ich über Jahre hinweg Veranstaltungen organisiert. Vom Kneipentisch weg wurde ich als Praktikant verpflichtet. Das Praktikum gerade beendet, wartete auf mich eine Festanstellung.

Kalte Steine

Es mag 1985 gewesen sein. In der Glockenbachwerkstatt wurde die Tradition der offenen Bühne gepflegt. Im Publikum sitzend delektierte ich mich an grandiosen Lesungen - besonders gelungen seinerzeit: "Gespräch einer Hausschnecke mit sich selbst" von Christian Morgenstern. Der Vortragende mit vollem Körpereinsatz. - oder genoss die ersten Auftritte des "Bairisch diatonischen Jodelwahnsinns".

Eines schönen Abends stand die Wirtin vor mir und meinen Freunden: "Jetzt seid's schon so oft da, jetzt wär's mal an der Zeit auch was zum Besten zu geben!" Und ehe wir uns versahen, standen wir auf der Bühne.

Weder musizieren zu können, noch jemals ein Mikro vor der Nase gehabt zu haben konnte uns davon abhalten, eine Interpretation von "Kalte Steine" darzubieten. Die "Neurotic Arseholes" hätten sich im Grab umgedreht.

Lärm

Beflügelt von diesem ersten Erfolg stand einer weiteren Karriere auf der Bühne kaum etwas im Wege. Außer vielleicht, dass es bei dem nächsten Auftritt keine Bühne gab. Unter dem Namen "Des Wahnsinns fette Beute" standen wir mitten im Publikum und wurden auf einer Welle der Begeisterung sozusagen durch den Raum geschubst.

Nichts dauert ewig. Nicht die musikalische Karriere und auch nicht mein Verweilen in der Glockenbachwerkstatt.

Nach "Des Wahnsinns fette Beute" tingelte ich noch einige Zeit mit der "Sucht der sieben Elemente" durch den Untergrund. Bevorzugt durch Tiefgaragen und alten Bunkern. Dann war Schluss mit Musikmachen.

Nach der Glockenbachwerkstatt versuchte ich mich noch im "Spiel und Begegnungszentrum Am Hart". Unter dem Namen "A5 concerts" durfte ich eine bunte Mischung aus Black Metal, Hardcore und Pop präsentieren.

Streichholz ziehen

Einvernehmlich habe ich mir mit meinem Kollegen Toto eine Planstelle geteilt. Eines Tages flatterte uns die Mitteilung auf den Tisch, dass zukünftig nur noch eine halbe Stelle gezahlt werden würde. Wir standen also vor der Situation, dass wir Streichholzziehen konnten, wer bleiben darf und wer zu gehen hat.

Lernfähig

Just in diesem Moment machte mir ein Freund ein ungewöhnliches Angebot: "Ich weiß ja, dass Du nichts kannst. Ich weiß aber auch, dass Du lernfähig bist. Magst Du nicht Programmieren lernen?"

Das brauchte ich nicht zweimal gefragt werden. So eine Chance würde mir kein zweites Mal geboten werden. Und wenn ich wirklich zu blöd zum Programmieren sein sollte? Nun, als Sozialpädagoge der ich kraft Studiums war, würde ich schon wieder unterkommen.

Linux: Fortführung von Punk mit anderen Mitteln

Mittlerweile vor vielen, vielen Jahren hat mich eben jener Freund auf das damals noch recht unbekannte Betriebssystem Linux aufmerksam gemacht. Damals für den Otto-Normal-User noch ein Ding der Untauglichkeit. Mehr ein Spielzeug für Kommandozeilen-Fetischisten und Spielkinder.

Spielkinder? Na, wenigstens in meinem Fall, Linux hat meinen Spieltrieb geweckt. Schon sehr bald erkannte ich, welches Potential hinter diesem gerne als Hobby-Betriebssystem geschmähten Gemeinschaftswerk steckt. Die Opposition zum marktbeherrschenden Windows und der damit verbundenen Abhängigkeit von einer einzelnen Firma machte für mich einen besonderen Reiz aus.

Wirtschaftskrimi

Aus der geborgenen Umgebung sozialer Arbeit von heute auf morgen in die freie Wirtschaft geschmissen. Bis ich mich recht orientiert hatte, wurde ich gewahr, direkt in einem Börsenkrimi gelandet zu sein. Ein Bestsellerautor hätte sich das nicht besser ausdenken können.

Zu der Zeit, so war die allgemeine Überzeugung, bräuchte man nur die Worte "Internet" oder "Informationstechnologie" in den Mund zu nehmen und schon würde man an der Börse zum Millionär. Das Fehlen von Ideen, Produkten oder Kunden wäre nebensächlich.

So auch die Firma, in die ich hineingeschlittert bin: Biodata. Die Aktionäre wurden mit Produkten geködert, die nie wirklich funktioniert haben und bei der Stange gehalten mit angeblichen Aufträgen im mehrstelligen Millionenbereich, die nie spruchreif geworden sind. Der Weg in die Insolvenz war vorgezeichnet.

Selbständig

Zwischenzeitlich versuchte ich mich selbständig durchs Leben zu schlagen. Ihr wisst ja: Selbständig ist man dann, wenn man 12 Stunden am Tag buckelt, um nicht acht Stunden von einem Chef ausgebeutet zu werden. Nach sechs Jahren war ich so pleite, das es für weitere sechs Jahre reicht.

Google & Co

Aus der Selbständigkeit musste ich also ganz plötzlich raus. Nicht weil es keinen Spass gemacht hätte, ganz im Gegenteil. Mein Konto hat sich gemeldet und gesagt: "Erst wenn der absolute Nullpunkt erreicht ist, geht es nicht mehr weiter. Und bei Dir geht es jetzt nicht mehr weiter!"

So musste ich mich schnellstmöglich nach einer Rückkehr in die Lohnknechtschaft bemühen. Das gelang erstaunlich gut und befriedigend schnell. Die Spielwiese der Suchmaschinenoptimierung wurde zu meinem Betätigungsfeld.

Bei cyberpromote lernte ich nun Google und seine Machenschaften näher kennen.

Linux und das Linux Magazin

Nachdem ich von Suchmaschinenoptimierung schon bald die Nase voll hatte - spätestens als der unsägliche Kopp-Verlag auf der Bühne erschien - machte ich mich erneut zu neuen Ufern auf. Ich landete, und das war für mich so was wie in den Adelsstand aufgenommen zu werden, beim Linux Magazin.

Publizistik

Warum nun diese Webseite?

Im Laufe der Jahre hat sich so einiges zusammengetragen. Fotos, Texte, Fanzines und jede Menge Wut im Bauch. Diese Webseite ist also ein Sammelsurium archivierten Lebens gepaart mit manchmal lustigen oder informativen, bisweilen auch aggressiven und polemischen Fußnoten zum alltäglichen Wahnsinn.

Früher hätte man dazu vielleicht einfach "Egozine" gesagt.

Der Kopf