Spieltheorie und Impfstrategie
Hätte, hätte, Infektionskette
Aus der Abteilung hinterher ist man immer klüger. Oder: Hätte, hätte, Infektionskette.Es ist ein Leichtes, im Nachhinein mit guten Tipps zu kommen. Hättet ihr mal dies gemacht, hättet ihr mal das gemacht. So und so hätte das laufen müssen.
Und viele, die jetzt rumgscheidln, hätten das bei Zeiten auch nicht besser gewusst. Mich eingeschlossen.
Dabei wäre die anhaltenden Einschränkungen der Freiheitsrechte vermeidbar gewesen, hätte die Politik in der Vergangenheit konsequenter und entschlossener gehandelt. Das gilt für beide Disziplinen der Pandemiebekämpfung. Für das Shutdown-Management. Und für die Beschaffung von Hilfsmitteln und deren systematischen Einsatz.
Die Sache ist jetzt nur die: Wir sind noch nicht im "Hinterher", wir sind immer noch mittendrin. Der Inzidenzwert nimmt ganz schön Fahrt auf und die Politik agiert nach Kräften kopf- und sinnbefreit. Wäre nicht gerade Pandemie, man könnte das blamable Gebaren als Wahlkampfgetöse abtun. Man ist ja gewohnt, dass sich der prophezeite Orkan nach den Wahlen als laues Lüftchen erweist.
Doch eine Pandemie eignet sich nicht für Wahlkampf. Da geht es konkret um Einschränkungen des Lebens und der Freiheitsrechte, da wird konkret gestorben.
Nehmen wir die Teststrategie
Die Teststrategie an Deutschlands Schulen sieht also jetzt irgendwie so aus:
Die einen Bundesländer fangen damit sofort an. Die anderen - zum Beispiel Bayern - erst nach den Osterferien. Macht dann der Virus in Bayern so lange Pause?
Die Tests bleiben freiwillig. Schüler können sich also auch ungetestet ins Klassenzimmer setzen. Was soll das denn? Sind dann ungetestete im Zweifelsfall nicht ansteckend?
Kann mir das jemand erklären?
Für SchülerInnen und LehrerInnen sind zwei Tests pro Woche vorgesehen. Jetzt einfach mal so, Pandemie für Dummies:
Die Inkubationszeit – also der Zeitraum zwischen Infektion und Beginn von Symptomen - beträgt 2 bis 14 Tage [lungenaerzte-im-netz.de]. Wenn also Montag und Mittwoch getestet wird, dann kann man sich am Wochenende fein infizieren und ist dann vielleicht gerade am Dienstag oder Donnerstag selbst ansteckend. Oder erst die Woche drauf. Sporadische Tests sind damit für die Füße. Ich habe auch schon gehört, dass erst zwei bis vier Test täglich einigermassen Sicherheit bringen.
Nehmen wir den Urlaub
Während wir nach wie vor keine Stunde mit Abstand und Lüftung in der Pizzeria verbringen dürfen. Keine zwei Stunden mit Abstand und Lüftung im Kino. So dürfen wir uns beliebig lange in Flieger, Busse und Bahnen quetschen. Ohne Abstand.
Während wir nicht im Bayerwald, nicht in der Lüneburger Heide übernachten dürfen, können wir auf Mallorca HalliGalli machen. Wir tragen unser Corona auf die Insel und bringen deren Corona heim zu uns. Und reiben uns dann verwundert die Augen, dass die Inzidenzen allerorten steigen.
Nehmen wir die App
Seit Monaten eiern wir mit der offiziellen Corona-App in der Hosentasche durch die Gegend. Mal funktioniert sie nicht. Mal versteht man nicht, was die App eigentlich aussagen soll. Kompatibel mit Apps anderer Länder ist sie nicht. Und, was vielleicht das Gravierendste ist, sie ist auch nicht in relevanter Zahl im Einsatz. Im Großen und Ganzen also ein Flop. Und das nicht erst seit heute.
In einer Zeit, in der die eigene Ideenlosigkeit schnell als alternativlos zementiert wird, bleiben alternative Ansätze auf der Strecke. Denn es gäbe Alternativen. Oder Ergänzungen. Etwa die luca-App. Damit können gezielt Kontakte nachverfolgt werden, sie hat eine Schnittstelle zu den Gesundheitsämtern und sie bietet Perspektiven für die Zukunft. Für die Gastronomie, für Veranstalter, auch für private Treffen.
Bereits am 3. März haben Kanzlerin und Ministerpräsidenten über Alternativen gesprochen. Am 8. März sollte eine Entscheidung gefällt werden. Sie wurde nicht gefällt. Heute, am 23. März spricht Söder davon, dass jetzt Alternativen geprüft werden soll. Man möchte meinen, wir hätten alle Zeit der Welt und nicht die Pandemie im Nacken.
Wissen wir es einfach mal besser
Und jetzt weiß ich es einfach mal besser. Vorher. Sperrt eure Ohren auf und lauscht:
Sputnik V
Lasst den Impfstoff Sputnik V zu. Lasst ihn in Deutschland, in der EU, lasst ihn weltweit produzieren. Wenn bereits 50 Länder erfolgreich damit fahren, dann wird es auch irgendwo Daten geben, aus denen sich Risiko und Nutzen ablesen lassen. Stellt verdammt noch mal die Bürokratie hinten an.
Testen
Wer nicht negativ getestet ist, der kommt nicht rein. Punkt. Nicht in die Schule, nicht in den Kindergarten, nicht ins Büro, nicht in den Supermarkt.
Flughäfen dicht
Wenn man Kneipen schliessen kann und Baumärkte, Konzerthallen und Kaufhäuser, Schulen und Kindergärten, dann kann man auch Flughäfen schließen. Schließlich ist die erste Welle mit dem Flieger gekommen und die Mutationen reisen heute mit.
App Empfehlungen
Sprecht Empfehlungen für sinnvolle Apps aus. Und wenn ihr euch das nicht zutraut - Stichwort Neuland - dann beauftragt jemanden, der das kann. Und beharrt nicht auf einem einzigen unbrauchbaren System.