...und Medaillen auch
Erdölgeschichten
Lasst mich jetzt mal so an die Sache heran gehen: es gibt zwei Seiten der Medaille und wir - also die Menschheit als solches - geben uns aufrecht Mühe, beide Seiten zu verkacken. Wovon ich rede? Passt auf, ich will es euch erklären.
Vor Jahrmillionen sind Tiere und Pflanzen erst entstanden und dann gestorben. Nach dem sterben sind sie nach und nach zu dem geworden, was wir heute gerne lapidar unter fossile Energieträger zusammenfassen.(1) Die Literatur weiss zu berichten, es waren sehr viele Tiere und Pflanzen und es waren sehr viele Millionen Jahre, bis aus den Tieren und Pflanzen fossile Energieträger wurden. Diese Energieträger sind im engeren Sinne Erdöl, Erdgas und Steinkohle.
So weit könnt ihr mir folgen, ja?
Die eine Seite
Jetzt möchte ich mal ganz populärwissenschaftlich eine recht einfache These aufstellen: Wenn es Millionen von Jahren dauert, damit ein Liter Diesel entsteht und dieser Liter dann nach 10 Kilometern aufgebraucht ist, dann wird auch der einfache Intellekt zu dem Ergebnis kommen... irgendwann ist der Diesel alle. Weil schlicht ein zeitliches Missverhältnis zwischen Entstehung und Verbrennung besteht.
Um nicht zu einseitig herüber zu kommen, möchte ich natürlich auch erwähnen, dass es ein ähnliches Missverhältnis in der Verpackungsindustrie gibt. So eine Folie um eine Salatgurke hat ziemlich gebraucht, um von Plankton über Erdöl zu Folie zu werden. Ungleich weniger Zeit dauert es, um die Folie von der Gurke abzuziehen, in den Müll - und da möchte ich jetzt nicht zwischen Plastik-, Sonder- und Restmüll unterscheiden - zu werfen.
Jetzt wissen wir also, so ein Erdöl braucht unglaublich viel Zeit, bis es entsteht und es braucht ganz, ganz wenig Zeit, um es zu verbrauchen.
Im Großen und Ganzen blasen wir das Erdöl - ob über den Umweg Kunststoff oder durch Auspuff und Schornstein - in die Umwelt, als gäbe es kein Morgen. Oder wenigstens, als wäre es unendlich vorhanden. Das ist es aber nicht.
Und es gibt eine ganze Menge mehr, was man mit dem Erdöl anfangen könnte. Und auch tut. Da wären zum Beispiel diese Computerdinge, die wir nicht mehr missen wollen. Weil in so einem Laptop oder so einem Smartphone stecken neben diesen seltenen Erden auch ganz viele Liter Erdöl. In unseren Klamotten. In der Kosmetik. In der Medizin. Überall steckt dieses Erdöl mit drinnen.
Mal ganz ehrlich, auf Klamotten aus Erdöl, da können wir Verzicht üben. Das bringt dann noch ein paar Liter für den Tank. Auf Kosmetik auch. Auf Computer? Hey, da wird es schon eng. Auf Medizin? Wenn es heisst Gesundheit oder Kilometer, wie werden wir uns entscheiden?
Ganz ehrlich, so ein Erdöl ist viel zu schade, um es gedankenlos durch den Auspuff zu jagen.
Dieses Zitat ist einfach zu gut, um es nicht zu erwähnen:
dass selbst herkömmliches Erdöl letzten Endes nur das Produkt aus Zeit, Druck und Temperatur ist. Alle drei Techniken werden bereits von der Wissenschaft so gut beherrscht
Druck und Temperatur, da bin ich dabei. Zeit? Echt jetzt? Die Wissenschaft beherrscht die Zeit? Leute, ehrlich, so weit würde nicht mal ein Erich von Däniken gehen, und der geht schon ganz schön weit.
Drehen wir nun die Medaille um und sehen uns die Rückseite an.
Die andere Seite
Dem Ende der fossilen Energieträger können wir vergleichsweise gelassen entgegensehen. Die Menschheit ist Jahrtausende ohne Ottomotor zurecht gekommen, das kann sie sicher auch wieder lernen.
Oder können wir dem doch nicht so gelassen entgegensehen?
Weil in einem Meer aus Plastiktüten keine Fische mehr schwimmen? Weil uns ein kaputtes Klima die Lebensgrundlage entzieht?
Oder auch nur, weil wir zwar auf den eigenen Diesel in der Garage verzichten können, nicht aber auf all die Entwicklungen, die Gesellschaften von Nordkap bis Kapstadt zusammen halten.
Ganz ehrlich, so eine Welt ist viel zu schade, um von uns so rücksichtslos kaputt gemacht zu werden.
(1) Ein kleiner Seitenhieb in Richtung Veganer: Das was eure Wohnung warm macht ist mit ziemlicher Sicherheit nicht vegan.
(2) [wissen.de]: Kann uns das Erdöl wirklich ausgehen?