Abt.: Zeitumstellung
Die flexible Fixzeit
Zur Zeitumstellung wird ja regelmäßig vieles geschrieben und lamentiert. Über Sinn und Unsinn. Darüber, wer alles darunter leidet und wer nicht. Und was jetzt besser ist, die Sommer- oder die Winterzeit.
Wir haben mal bei unserem Zeittouristen Paul Unruh Balthasar nachgefragt. Dabei haben wir ein interessantes, neues Konzepte ans Sonnenlicht geholt: Die flexible Fixzeit.
EMAZ: Herr Balthasar, was ist denn unter der flexiblen Fixzeit zu verstehen?
Paul Balthasar: Die Zeit wird in einen flexiblen Teil und einen fixen Teil aufgeteilt. Damit ergibt sich ein Modell, bei dem es möglich wäre, etwa den Sonnenuntergang fix auf 22:00 Uhr festzulegen. Dann könnten die Bayern sommers wie winters bis zum Sonnenuntergang im Biergarten sitzen. Und man könnte den Sonnenaufgang auf 7:00 Uhr festlegen. Dann könnte die arbeitende Bevölkerung immer im Hellen in die Arbeit fahren.
EMAZ: Das hört sich nach einem revolutionären Konzept an. Einen fixen Sonnenaufgang und einen ebenso fixen Sonnenuntergang. Wie sieht es aber mit dem flexiblen Anteil aus?
Paul Balthasar: Das hat unsere Forschergruppe zunächst vor große Herausforderungen gestellt. Denn je später zum Beispiel 22:00 Uhr ist, müssen die Stunden und Minuten, die zwischen 22:00 und 24:00 Uhr dann keinen Platz mehr haben irgendwie auf den Rest des Tages aufgeteilt werden. Allerdings stellte sich die Überlegungen, 22:30 bis 23:00 Uhr zwischen 7:30 und 8:00 Uhr zu legen als reichlich unpraktisch heraus. Menschen, die gerne um 22:30 Uhr ins Bett gehen, müssten sich direkt nach dem Frühstück wieder hinlegen. Auch haben wir keine Uhr gefunden, mit der sich das abbilden liesse.
EMAZ: Das hört sich nach einem unlösbaren Problem an.
Paul Balthasar: Letztlich sind wir auf eine sehr elegante Lösung gestossen. Eine kleine Exkursion in die Vergangenheit hat erstaunliches zu Tage gefördert. Bereits im Mittelalter, bevor die Zeitmessung durch sekundengenaue Chronometer erfolgte, als die Uhrzeit noch durch den Stand der Sonne ermittelt wurde, war es Usus, dass der Tag mit dem Sonnenaufgang begann und mit dem Sonnenuntergang endete. Belegt ist das zum Beispiel im Tagesablauf vieler Klöster.
EMAZ: Das ist aber spannend. Wie hat das denn funktioniert?
Paul Balthasar: Eigentlich ganz einfach. Der Tag und damit verbundenes Tagwerk wie Gottesdienst, Beten und Arbeiten haben beim Sonnenaufgang begonnen und endeten bei Sonnenuntergang. Damit waren Anfang und Ende klar und für alle ersichtlich festgelegt. Ein Arbeitstag hat im Sommer einfach länger gedauert als im Winter. Den Mönchen und Nonnen hat es nicht weiter geschadet.
EMAZ: Ja klar. Klingt logisch. Aber ist das vom Arbeitsrecht her möglich? Werden da die Gewerkschaften nicht Sturm laufen? Weil sich die gängigen Arbeitszeitmodelle meist nach der Stechuhr und nicht nach dem Lauf der Sonne ausrichten?
Paul Balthasar: Eigentlich sollte die Einführung der flexiblen Fixzeit keine Probleme machen. Weil am Tag selbst ändert sich ja nichts. Der hat weiterhin 24 Stunden. Davon werden acht - oder was der Tarifvertrag festlegt - gearbeitet. Man muss sich das so vorstellen: Es gibt 12 Nachtstunden, also von 22:00 Uhr bis 7:00 Uhr, und 12 Tagstunden, eben von 7:00 Uhr bis 22.00 Uhr. Im Sommer sind die Tagstunden lediglich etwas länger, als im Winter. Mit der richtigen Berechnung, da waren die alten Ägypter schon recht weit, sollten moderne Digitaluhren damit zurecht kommen.
Damit wäre sichergestellt, dass Arbeitnehmer jeder Zeit ihre tarifliche Arbeitszeit leisten können. Die ist dann eben, je nach Jahreszeit, mal etwas länger und mal etwas kürzer, immer jedoch genau so viele Stunden, wie vertraglich vereinbart.
EMAZ: Das sieht nach einem vernünftigen Zeitmodell aus, das von der EU wohlwollend geprüft werden sollte, ob es für die Ablösung der ungeliebten Sommerzeit/Winterzeit Regelung in Frage kommt.