Abt.: Antäuschen und Einknicken
Die FDP und ihr Gesicht: Heubisch
Wenn ich jetzt sage, manchmal bin ich ganz nahe an der FDP, dann werdet ihr sagen, manchmal hat er ganz schön einen an der Klatsche. Doch ich will euch das einmal erklären.
Die FDP hat in ihren Reihen blitzgescheite Köpfe. Die haben studiert, sind weltgewandt und können reden. Die FDP erkennt die Probleme unserer Gesellschaft, das hatte ich an anderer Stelle schon kolportiert: Blitzgescheite und messerscharfe Analyse der bestehenden Verhältnisse.(1)
Wer dieser Tage durch Schwabing radelt, wird das eine oder andere Plakat mit dem etwas steif daher kommenden Wolfgang Heubisch aufgefallen sein. Der hat auch studiert. Zahnmedizin, was ihn sehr ehrt, zumal er auch als Zahnarzt gearbeitet hat. Und Betriebswirtschaft, was erklärt, warum er in der FDP ist.
Seine Plakate verdeutlichen meine Nähe zur FDP auf's schmerzlichste. Denn schmerzlich ist es wahrlich, wenn so viel Gescheidheit in so viel Falsches - oder sollte ich Falschheit sagen? - mündet.
Die FDP hat einen klaren Blick auf die Welt. Und einen unheimlichen Drang aus der richtigen Analyse falsche Schlüsse zu ziehen.
Nehmen wir dieses:
Wohnraum für junge Leute: Endlich schaffen!
Sehr richtig erkannt, es gibt zu wenig Wohnraum für junge Leute. Es gibt aber auch zu wenig Wohnraum für alte Leute. Und es gibt auch zu wenig Wohnraum für all die Leute zwischendrin. Besonders auch für Familien.
Versucht Herr Heubisch hier mehr den hemdsärmligen Schulterschluß mit zukünftigen Betriebswirten und Zahnärzten? Oder verkürzt er das Thema, weil die FDP eh nicht die Partei der Familien und Senioren ist?
Man möchte ihm entgegen rufen... nein, ihm ins Gesicht brüllen: Du trauriger Larry, was hat denn deine Partei in 16 Jahren Kohl und weitern 16 Jahren Merkel auf die Kette gebracht? Eh? Nichts!
Wobei "Nichts" nicht ganz richtig ist. Die FDP hat geholfen, jede Menge öffentliche Gelder an Spekulanten umzuverteilen. Das hat die saubere FDP von diesem Herrn Heubisch gemacht.
Wenn es der FDP ein echtes Anliegen wäre, die Wohnungsnot in den Griff zu bekommen, sie hätte mehr als nur eine Gelegenheit gehabt.
Wieso also sollten wir dem Herrn Heubisch abnehmen, dass ihm das Thema diesmal eine Herzensangelegenheit ist. Ich erinnere noch einmal daran, er hat BWL studiert.
Oder nehmen wir jenes:
Schule in Bayern: Mangelhaft!
Sehr richtig erkannt. Die Schule. Eigentlich die Bildung allgemein. Die hat - besonders in Bayern - noch was von Kaiserreich. Das war bei meiner Einschulung so und das ist auch heute noch so.
Und das hatte die FDP bei meiner Einschulung schon bemerkt und sie bemerkt das heute noch. Weit über das Bemerken ist es nie hinaus gegangen. Zwar ganz schön laut bemerkt, aber eben nur bemerkt.
Zwischenzeitlich - also zwischen meiner Einschulung und heute - war die FDP in der einen oder auch anderen Regierung gesessen. Auch in Bayern. Und in Bayern hat jener Herr Heubisch das Amt des Staatsministers für Wissenschaft, Forschung und Kunst - ich möchte jetzt nicht weiter auf dieses abenteuerliche Konglomerat sich wesensfremder Disziplinen eingehen - bekleidet. Und zumindest Wissenschaft und Forschung sind schon recht nahe auch am Thema Bildung. Meine ich zumindest.
Sei wie es sei. Als die FDP mit am Ruder saß, sie hat anderes im Sinn gehabt, als sich um das leidige Thema Schule und Bildung kümmern.
Wieso also sollten wir dem Herrn Heubisch abnehmen, dass ihm das Thema diesmal eine Herzensangelegenheit ist. Ich erinnere noch einmal daran, er hat BWL studiert, nicht Pädagogik.
Jetzt sind wir am Ende des Beitrags angekommen. Ich hoffe, ihr verzeiht mir den irreführenden Aufmacher. Das einzige Mal, als ich der FDP wirklich nahe war, trennte uns lediglich eine dünne Falttür. Auf der einen Seite der Stammtisch der Linken, auf der anderen tagte die FDP. Auf der einen Seite ich, auf der anderen Herr Heubisch.
Natürlich hat die FDP ganz viele Gesichter. Sie gleicht quasi einer Hydra. Fällt ein Gesicht ab oder vom Himmel, wachsen sofort zwei Gesichter nach. Aber bei mir ums Eck hat die FDP gerade das Heubisch-Gesicht.
(1) [emaz.de]: Blitzgescheite und messerscharfe Analyse der bestehenden Verhältnisse
[emaz.de]: Neoliberalismus & Schweinsbraten