Arschlochranking im Straßenverkehr

Bin ich der einige, dem die Rücksichtslosigkeit im Straßenverkehr auf Zahnfleisch geht? Ich denke nicht.

Hier eine Zusammenfassung der beliebten Rubrik "Arschlochranking im Straßenverkehr".

Juli 2022/I

Heute mal wieder das beliebte Arschlochranking der Verkehrsteilnehmer.
Das Ergebnis ist sehr ausgeglichen Arschlochauto gegen Arschlochradler liegt bei 3:3.
Die Neumobilen sind nicht weiter aufgefallen, es wurde lediglich ein E-Scooter gesichtet.

Die Arschlöcher im einzelnen:

Arschlochauto:

  • Gewagtes Wendemanöver quer über den Radweg
  • Radweg zuparken(1)
  • An der Ampel die Radspur blockieren

Arschlochradler:

  • Rechts überholen
  • Sich an der Ampel vor die Kolonne drängeln und dann ausbremsen
  • Bei rot über die Ampel und dabei Fußgänger schneiden

(1) Da Radweg zuparken ein täglicher Standard ist und vielfach vorkommt, habe ich mich entschlossen die Autofahrer per se mit einen Handicap von 1 starten zu lassen. Und glaubt mir die Autofahrer kommen gut dabei weg.

Juli 2022/II

Kommen wir nun zu unserer beliebten Rubrik "Arschlochranking im Straßenverkehr".
Diesmal steht es 2:1 Arschlochauto gegen Arschloch-E-Bike.

Arschlochauto:

  • Mit kreativer Auslegung, was Parkplatz ist und was nicht, geht Arschlochauto ganz klar und unangefochten in Führung
  • Kurz vor Abpfiff - quasi in letzter Minute - hat sich noch ein Arschlochtaxi an der Ampel quer gestellt

Arschloch-E-Bike:

  • Mit einem nonchalanten "Weil ich es kann" hat sich Arschloch-E-Bike mit gewagten Manövern an engster Stelle an der Kolonne vorbei gequetscht.

Egal wenn die geschnittenen VerkehrsteilnehmerInnen ins Straucheln geraten. Man möchte ausrufen "Wer so rücksichtslos fährt, braucht einen Helm, weil er sich sonst schnell mal eine einfängt".

Jetzt durchatmen und ab zum Weißwurstfrühstück.

August 2022/I

Kommen wir jetzt zu etwas ganz anderem, zu unserer Rubrik "Arschlochranking im Straßenverkehr". Heute habe ich eine Route ohne Radweg und mit viel Einbahnstraße gewählt. Ich wollte den Autofahrern ein möglichst hohes Ranking ermöglichen. Das Ergebnis hat mich dann allerdings überrascht.

Es steht 2:0 für die Arschlochradler:

  • Rechts an der Ampel überholen, während ich gerade starte um rechts abzubiegen.
  • Kann man in einer Einbahnstraße auf der falschen Seite fahren? Man kann.

Vielleicht schreibe ich mal ein Buch "111 Tipps, um sich an der Ampel wie ein Arschloch zu benehmen". So als Gegenbibel zur theoretischen Führerscheinprüfung.

August 2022/II

Sicher sitzt ihr vor den Geräten schon ganz hibbelig und wartet auf das heutige "Arschlochranking im Straßenverkehr".
Ich muss euch enttäuschen, das muss heute leider ausfallen. Mir ist heute kein Verkehrsteilnehmer, keine Verkehrsteilnehmerin negativ aufgefallen.

Wie das passieren kann? Ganz einfach, ich habe heute das Haus nicht verlassen.

August 2022/III

Auch wenn vielen die Rubrik "Arschlochranking im Straßenverkehr" schon etwas ausgelutsch vorkommt und ihr das engstirnige Geseiere über rücksichtslose Verkehrsteilnehmer satt habt, ich sehe da noch ein paar Facetten, die es verdient haben, abgewatscht zu werden.

Heute steht es übrigens unangefochten 9:0:0:0 für die Arschlochautos.

An anderer Stelle wurde kolportiert "weil sie gerade vom Schlaganfall ihres Lebenspartners erlebt hat, weil sie fürchtet, die Herdplatte angelassen zu haben oder vollkommen übernächtigt ist, weil ihr Kind die ganze Zeit geweint hat" und das würde einen Autofahrer ja nicht gleich zum Arschlochautofahrer machen. Keine Frage, das mag ich im Einzelfall gerne gelten lassen. Wenn aber 9 Autos in einer Reihe auf dem Radweg parken - sorry - das sind keine 9 Einzelfälle, die sich gerade in einer Ausnahmesituation befinden. Das sind schlicht und ergreifend 9 Arschlochautofahrer, die sich in ihrem scheißüberhöhten Ego einen Dreck um andere Verkehrsteilnehmer scheren.

So sehe ich das.

End of August

Ein letztes zum "Arschlochranking im Straßenverkehr" möchte ich noch los werden.
Dann lass ich euch damit in Ruhe (zumindest bis ich mich wieder aufregen muss).

Vielleicht fragt ihr euch, wieso der Geist so einen so engstirnigen Zwang entwickelt hat, penibel auf die Einhaltung der Straßenverkehrsordnung zu drängen. Der war doch sonst nicht so spiessig. Das fragt sich der Geist auch. Und er hat da auch ein paar Antworten.

Zunächst einmal ist es das Recht und auch die Aufgabe von Punks aller Couleur und Altersstufe sich über Regeln hinweg zu setzen. Nicht die der gesetzten BWLer in ihren SUVs. Nicht der Rentnergang mit Helm und Pedelec. Und auch nicht der Eltern, die ihre Nachkommen durch den Berufsverkehr bugsieren. So, basta.

Tatsächlich geht es dem Geist aber um Überleben und körperliche Unversehrtheit. Einen Rempler von einem PKW, der aus einer Einfahrt schiesst, den steckt ein Geist mit 13 Jahren noch ganz gut weg. Mit 15 auch einen Salto über das bei rot losfahrende Auto. Ist ja nichts passiert. Aber das prägt. Mit 50 möchte der Geist solche Stunts nicht mehr machen. Weil da geht er nämlich kaputt, der Geist.

Zwischen 1980 und 2022 hat sich einiges getan. Der Autoverkehr hat sich bestimmt verdoppelt, gefühlt verzehnfacht. Der Radverkehr hat sich bestimmt verzehnfacht, gefühlt verhundertfacht. E-Mobile hat es noch nicht gegeben und Lastenräder auch nicht. Was sich ganz klar nicht verhundertfacht hat, auch nicht verzehnfacht, noch nicht einmal verdoppelt, dass ist der Platz, der für Mobilität zur Verfügung steht. Und weil es damit einfach recht zugeht auf unseren Straßen sehe ich die Einhaltung der Verkehrsordnung als ein adäquates Mittel zu Bewahrung des inneren Friedens.

So ist das.

Vielleicht bin ich aber einfach auch nur älter geworden. Weiser vielleicht. Vielleicht habe ich mehr Angst im Straßenverkehr.
Ach ja, wenn ihr das spiessig findet, dann lasst euch gesagt sein: Das ist mir piepegal.