Abt.: Lebenszeit

Ampeldinge

Es gab sicher eine Zeit in der Menschheitsgeschichte, zu der die Menschen nicht warten mussten. Vielleicht darauf, dass ein Hase gehoppelt kommt, damit die Familie was zu beissen hat. Sicher aber nicht darauf, dass grünes Licht die Erlaubnis zum Weitergehen erteilt.

Gäbe es keine Autos, gäbe es auch keine Ampeln. Fußgänger alleine brauchen gar keine Verkehrsregeln. Nicht für Vorfahrt. Nicht für Überholverbot. Sie brauchen keine Einbahnstraßen und keine Geschwindigkeitsbegrenzungen. Kein Halte- und kein Parkverbot.

Auch für eine friedliche Koexistenz mit Radlern, Scootern und vielleicht sogar E-Mobilisten bräuchte es die ganzen Regeln nicht. Da gäbe es ganz andere Möglichkeiten, um den Verkehr am Fliessen und die Menschen bei Gesundheit und am Leben zu halten.

Jedes Mal wenn ich an einer roten Ampel stehe, die nur da steht, weil eventuell ein Auto kommen könnte, das aber tatsächlich nicht kommt, dann stelle ich mir vor, wie das wohl wäre, wenn jedem Autofahrer beim Überqueren einer grünen Ampel ein paar Sekunden Lebenszeit abgezogen würden, die dann einem Fußgänger, der bei rot stehen bleiben muss gutgeschrieben werden.

Oder - weil das mit der Lebenszeit nicht geht - der Autofahrer muss für jede Grünphase ein paar Cent zahlen. Per App zum Beispiel. Autofahrer müssten kostenpflichtig ihre Grünphase anfordern. Und die Einnahmen werden unter den bei rot wartenden Fußgänger aufgeteilt.

Ach ja. In der Zwischenzeit würde ich mich schon damit zufrieden geben, wenn die Ampeln einfach fußgängerfreundlich nachgerüstet würden. Die auf Knopfdruck umschalten und nicht durch ausgefuchste, autofreundliche Algorithmen zeitverzögert reagieren.

Schalten sie auch wieder ein, wenn sie uns sagen hören "Der nächste bitte. - Danke, ich warte jetzt bereits seit zwei Stunden."